Freitag, 20. September 2013

Petra Amann Die Karthager, WS 2009, 1. Sitzung: Die Phöniker


20.10.2009

Organisatorisches:
Kontrollieren, ob man angemeldet ist, ansonsten sich bei Dr. Amann melden und sie lässt einen beim SPL nachtragen

Dr. Amann teilt eine Liste aus, um die Vorkenntnisse festzustellen, Name, Studienrichtung, für die man die Vorlesung angerechnet haben will, die Semesterzahl

In jeder Sitzung werden Listen ausgeteilt, Unkostenbeitrag 1 Euro

Prüfung:
Schriftlich Anfang Februar (2.2.10? 15.00, HS. 34?, Termin steht noch nicht fest
Oder
Mündliche Prüfung ab März



 


Karthago primär in den Geschichtswerken als Feind Roms auftretend

Bezeichnungen Phöniker und Phönizier gleichwertig


THEMEN:

Phöniker, Heimat, Wurzel der Phöniker im Nahen Osten

Anfänge Karthagos: wo, wann, warum, wer

Expansion Karthagos (Nordafrika seit 6. Jahrhundert: Marokko, Tunesien, Libyen auf den Spuren der alten Phöniker; außerhalb Afrikas: Südspanien, Madeira, Kanaren, Fahrten im Atlantik; im Mittelmeer Malta, Sizilien als nahe Stützpunkte Karthagos)

Außenpolitische Kontakte: (Etrurien, Rom, Griechenland = Erzfeind vor allem wegen Sizilien)

Vorurteile vor allem der Griechen und Römer (verschlagen, gerissen, Lügner, Händler und Kaufleute) zum Teil wegen politisch-militärischer Realität

Verfassung

Verwaltung

Organisation

Republik, Beamtenschaft

Militär, vor allem Marine als Rückgrat der Militärmacht

Wirtschaft (Handel, Handwerk, Münzen)

Gesellschaft (Gliederung, Oberschicht, Elite schottet sich immer mehr ab, politisch bestimmend)

Topographie zur Blütezeit (Wohnviertel, Hafen)

Religion in Karthago und Kolonien, Kinderopfer)

3 Punische Kriege

Expansion der Barkiden

146 definitives Ende des karthagischen Staates und Weltreichs

Ausgeteiltes Kartenmaterial auf Kopien:
Die phönikische Expansion im Mittelmeerraum ab dem 10./9. Jahrhundert v. Chr.mit Pyrenäenhalbinsel, Südfrankreich, Apenninhalbinsel, Balkanhalbinsel, gesamtes nordafrikanisches Küstengebiet
Ausschnitt A: Zypern
Ausschnitt B: Sizilien, Spitze des italienischen „Stiefels“, Äolische Inseln, Malta, Pantelleria, Utica/Karthago/Tunes/Cap Bon
Ausschnitt D: Sardinien




 PHÖNIKER

Sammelbegriff für eine Reihe von Stadtstaaten im Ostmittelmeer im heutigen Libanon und Südwestsyrien

„Levante“

Wichtigste Stadtstaaten von Norden aus:
Arwad
Byblos
Berytos/Beirut
TYROS!!!!!!
Akko
Dor

Stadtstaaten sind autonom = unabhängig regiert von Königen

Kein Einheitsstaat

Gemeinsam: Sprache, Schrift, Kultur. Religion -> rechtfertigt Gruppenbezeichnung

Sprache:
Semitisch, Untergruppe Kanaanäisch

König Ahiram von Byblos, Sarkophag, datiert aus dem 12. Jh.
Inschrift ca. 150 – 200 Jahre früher, ca. 1000
Sarg zweitverwendet, vielleicht um Kontinuität auszudrücken

Name foinikes aus dem Griechischen für die Landesbewohner, bedeutet (purpur)rot<- bekannt="" das="" der="" f="" handwerk="" niker="" ph="" purpurf="" r="" rberei="" sehr="" span="" waren="">

Aus Muscheln wurde ein roter bis violetter Farbstoff gewonnen

AT: Gen 10, 15

Sidon als Sohn Kanaans bezeichnet, Sohn des Cham bedeutet im Phönikischen „Rot“

Phönikische Eigenbezeichnung unklar, ob Sammelname oder „die Tyrer“ etc.

„Cham“ vielleicht Eigenbezeichnung

Spezifisch phönikische Kultur entsteht um 1200, ist Beginn der Eisenzeit im Nahen Osten

Älteste Sprach- und Schriftelemente vor allem in der Küstenregion

Kontinuierliche Entwicklung schon in der Bronzezeit, keine Brüche

Seevölkersturm in Ägypten, Hethiter (Reich untergegangen), Mykene (vielleicht zerstört)

Phöniker wenig betroffen

Ab 1000 Informationen generell besser, vorher wenig Informationen

Archäologie, Inschriften, Überlieferungen wie das Alte Testament, später griechische Autoren

Tyros wird wichtigste und größte Stadt
Vergleichsweise viel bekannt
Stadtchronik vorhanden: übersetzt ins Griechische von Menándros von Ephesos, wurde Quelle für Flavius Josephus, zitiert diese häufig in seinen Antiquitates Judaicae, Tyros im dortigen 8. Buch vorkommend
Altes Testament: König Salomon mit dem tyrischen König in reger Verbindung (Kge 9, 11)
Hiram I sendete Handwerker für den Bau des Salomonischen Tempels gegen Öl und Getreide für den phönikischen Hofstaat

Die Stadtstaaten waren bis zum 8. Jahrhundert unabhängig, dann gerieten sie unter assyrischen Einfluss, später wurden sie Teil des neuassyrischen Reiches
Ausnahmen: wahrscheinlich Tyros, vielleicht Sidon

Beginn des 6. Jahrhunderts: unter babylonische Herrschaft

2. Hälfte des 6. Jahrhunderts unter persische Oberhoheit, phönikische Herrscher werden persische Vasallenkönige

Alexander III der Große: manche Städte sind gegen ihn, manche öffenen ihm die Tore

Erbgut im Diadochenstreit

Römische Provinz

Politisch bedeutungslos, hin- und hergeschoben

Wirtschaftliche Bedeutung bleibt

Phönikische Kultur lückenhaft bekannt wegen des archäologischen Befundes

Wichtige Kulturleistung Erfindung der Buchstabenschrift auf älterer Grundlage (lokale Vorläufer)

Mit 22 Konsonanten konnte man alles schreiben

Daraus entwickelte Alphabete: Aramäisch, Griechisch->Etruskisch-> Latein

Ideogramm (ein Zeichen für einen Begriff) ->Silbenschrift ->Alphabet

Unter Ahiram 1000 schon vorhanden

Entwickelte Stadtkultur mit florierendem Handwerk

Purpur

Nähe zum Meer wichtig, phönikische Stoffe

Metallbearbeitung, sehr begabt (Silber, Gold)

Ikonographische Vorbilder aus Ägypten und Assyrien, begabte Kopisten

Elfenbeinschnitzereien, Gefäße, Fächer…

Glas sehr wichtig (Perlen, Anhänger)

Holz: Zedern, sehr reich, für Schiffbau, schrumpft sehr wenig oder Architektur exportiert nach Ägypten und Assyrien

Ägyptische Quellen nennen Fenchu bedeutet Land der Baumfäller mit Determinativ Baumsymbol, gemeint: Phönikier und Ägäis

Von Anfang an zum Meer orientiert, stärker als zum Land wegen der geographischen Lage (Libanongebirge)

Seefahrer

596 – 94 Umrundung Afrikas (Her 4, 42) unter Pharao Necho
Kanal Nil - Rotes Meer damals eingestellt
Phöniker sollen Route Ägypten – Afrikanische Küste – Gibraltar – Mittelmeer – Rückkehr nach Ägypten wählen
Im Herbst an Land, Abwarten der Ernte, Weiterfahrt, dies wiederholt sich 2 Jahre
Berichteten, dass sie Sonne auf einmal zur Rechten hatten, Herodot glaubte dies nicht, ist jedoch der Wahrheitsbeweis für diese Fahrt

Phönikisches Handelsnetz
Beschaffung von Rohmaterialien für das eigene Handwerk, Manufakturen etc.

Levante rohstoffarm

Produktion für die Zwischenhandel (wichtigste Lieferanten für diverse Luxusprodukte Edelmetalle, Öle, Stoffe, Weine, Eisen für Waffen, Sklaven)

Metallvorkommen

Zypern im Osten, sehr kupferreich, daher der Name

Sardinien im Westen, sehr kupferreich

Nordägäis, sehr reich an Gold und Silber

Etrurien, sehr viel Eisen

Südspanien, sehr viel Metall (Silber, (Gold), Eisen, Blei)

Zu den lokalen Eliten gutes Verhältnis

Zugang zu den Ressourcen

Phöniker haben meist nicht selbst abgebaut, sondern seit 10. Jahrhundert Handel mit Luxusgütern (Gold, Elfenbein)

Weitergabe von Technologien (z. B. Goldbearbeitung in Etrurien), Handwerker geschickt

Oder andere orientalische Produzenten

Bilder:
1.       In Italien gefundene Silberkanne mit Goldrosette
2.       Gefäß zum Mischen von Wein und Wasser aus dem 7. Jahrhundert in Italien, kam wahrscheinlich über die Phöniker nach Westen
3.       Elfenbeinkamm in Etrurien, Motiv sicher phönikisch, jedoch etruskische Werkstatt, jedoch in phönikischer Tradition (phönikischer Händler rief die Manufaktur ins Leben)

Phöniker interessierten sich für die Oberschicht

Einfache Stützpunkte an den Routen, einfache Handelsniederlassungen (Kontore, griechisch. Emporia)

Kolonien mit Ansiedlung von Phönikern aus dem Osten sicher nicht vor dem 9. Jahrhundert, sehr zielgerichtet, orientiert sich am Handelsinteresse, in Etappen Vorantasten von Ost nach West, sukzessive, immer stärker werdend Inbesitznahme verschiedener Zonen

Das Mittelmeer begünstigt verschiedene Routen

Von Westen nach Osten:
Nordroute Kleinasien – Griechenland – Sizilien – nach Westen

Von Westen nach Osten
Afrikanische Route
In der Syrte sehr starke West – Ost-Strömungen

Später Zwischenrouten

Von Ägypten nach Karthago Untiefen, starke Gegenströmungen

Kolonisation

1. Zypern, liegt dem phönikischen Stammland direkt gegenüber
Sehr früh
Natürliche Anlaufstelle im Westen
Extrem reich an Kupfer
Sehr alte Tradition in der Bronzezeit
Wichtigste phönikische Handelsniederlassung Kitíon, eine Kolonie von Tyros
Wahrscheinlich errichteten andere Stadtstaaten kleinere Stützpunkte
Amathús in Südzypern, große phönikische Nekropole mit Brandbestattungen, 5. Jahrhundert
Troodosgebirge starker phönikischer Einfluss seit dem 8. Jahrhundert
Kupfererzlagerstätte

2. Griechische Inselwelt Ägäis, Rhodos, Kreta
Direkt an der Westroute Zypern – Rhodos - Kreta
Rhodos: phönikische Niederlassungen, lokale Tradition
Kreta: Knossos phönikische Inschriften in Nordkreta
Ida-Höhle 8. Jahrhundert Weihungen
Südküste stark phönikisch domoniert
Restägäis Extraroute
8. Jahrhundert Thásos (ganz im Norden der Ägäis)
Herodot, phönikische Präsenz wegen großer Goldvorkommen
Her 6. 47: seine Zeit 5. Jahrhundert: sah von Phönikern ausgebeutete Goldminen
7. Jahrhundert Griechen vertreiben Phöniker und nehmen Goldminen in Besitz
Phönikischer Melqart/Heraklestempel
Keine Kolonien


3. Im Westen
echte Kolonien ab dem späten 9. Jahrhundert, von Phönikien und Zypern aus

Malta: erste Station auf der Route
Sich selbst anbietend als Zwischenstation
Keine natürlichen Ressourcen
Keine großen landwirtschaftlichen Zonen
Stützpunkt zwischen Sizilien und Nordafrika
Früh Versorgungsstation
8. Jahrhundert: Inschriften, Grabfunde, Tempel, enger Kontakt (ungewöhnlich) zur einheimischen Bevölkerung
Sonst etwas abseits lebend, eher schwächere Vermischung

Sizilien:
Thuk 6, 2, 4
Phöniker an Landspitze oder vor gelagerten Inseln niedergelassen
Handel mit Einheimischen
Keine territorialen Interessen
Gegensatz: wenig spätere griechische Kolonisation (2. Hälfte des 8. Jahrhunderts)
Griechische Kolonie Syrakus 732
Auch Landwirtschaft
Phöniker aus Ostsizilien vertrieben
Westen phönikisches Einflussgebiet
Wichtige Niederlassungen:
Mózia auf Insel
Panórmos/Palermo
Solúnt östlich von Panormos
Sizilien wichtig, schnelle Verbindung zu Nordafrika/Golf von Tunis mit Karthago
Griechen Golf von Messina für Phöniker gesperrt
Kämpfe um die Vorherrschaft im Golf von Messina

Sardinien:
Kupfer und Eisen
Seit 14. Jahrhundert im Ostmittelmeer bekannt
Mykene und später die Phöniker Metallprospektoren
12/1 Jahrhundert Kontakte Zypern-Sardinien
Geräte auf Zypern gefunden
11/9 Jahrhundert Sardinien vorkoloniale phönikische Phase
8 Jahrhundert Kolonisierung
Nóra: phön. Stele und Inschrift betreffend Errichtung eines Heiligtums
Súlci: vorgelagerte Insel
Thárros: auf Landzunge
West- und Südküste seit dem 8. Jahrhundert stark in phönikischer bzw. karthagischer Hand


Westliches Mittelitalien (Etrurien):
Nicht weit von Sardinien und Sizilien entfernt
Jedoch keine Kolonien
Kleinere Kontore in einheimischen Häfen, reger Handel

Südspanien:
Relativ früh Interessensgebiet
Westpunkt der phönikischen Kolonisation
Viele Funde in den letzten Jahrzehnten
Silber, Gold, Eisen, Zinn (selten im Mittelmeergebiet, verwendet für Bronze)
Ab dem 8. Jahrhundert gut belegt
Hinweise auf frühere Zeit
Wichtigste phönikische Kolonien
Gadír/Cadíz im Atlantik, deutsche Bedeutung „ummauerte Zitadelle“
Laut Quellen von Tyros aus gegründet
Sehr früh gegründet, angeblich 1104/2
Nicht archäologisch belegbar, vielleicht Zeit der Prospektoren und erst später die eigentliche Gründung auf einer vor gelagerten Insel
Durch den Fluss Verbindung zum Hinterland in Südandalusien
Nekropole, Melqarttempel
Typisches Siedlungsmuster für den Westmittelmeerraum
Anders als die griechischen Kolonien am Meer mit ertragreichen Landwirtschaftsgebieten im Hinterland
Gadír Kontakt mit den Iberern
Waren an die Phöniker zum Weiterverhandeln und -verkauf
An der Mittelmeerküste Spaniens gelegen:
Málaga
Séxi
Ábdera
Interesse an Spanien
Phöniker beeinflussen stark die iberische Bevölkerung (Sitten, Bestattung, Schrift, Kunst)
Baleáren besonders Íbiza (wahrscheinlich für die Route nach Nordostspanien und Südfrankreich)

Nordafrika:
Frühphönikische Interessen konzentriert am Golf von Tunis
Günstige Verbindungen nach Sizilien und Sardinien
Klimatisch begünstigt
Hinterland für Landwirtschaft
Älteste Kolonien:
Útica (älteste, ca. 1100 von Tyros aus)
Karthago
Utica: Gründung von 1100 archäologisch nicht belegt, 7. Jh. Nekropole, Siedlung nicht entdeckt bzw. nur jüngere Reste auf einer Landzunge
Fluß erschließt Hinterland
1100 wahrscheinlich Prospektoren
Karthago:
Spätes 9./8. Jahrhundert
Im Golf von Tunis
Östlich des Golfes von Tunis:
Spärliche Besiedlung, Gegend zu unwirtlich?
Lépcis/Leptis Magna
Bis zum 7. Jahrhundert bescheidene Niederlassung
Syrte mit Strömen und Untiefen
Im westlichen Nordafrika:
Erst besser ab Westalgerien
Líxos/Marokko
Alte phönikische Kolonie
Angeblich 1180 gegründet, Deutung des Datums siehe Gadír und Utica
Am Atlas-Ausläufer
Reich an Metall (Silber, Gold, Blei, Eisen)
Südlichste: Mógador
600/500 nachgewiesen, von Gadir aus gegründet für den Atlantikhandel